Unsere Insekten sterben und viele Menschen möchten helfen, indem sie eine Blumenwiese
anlegen. Im kollektiven Gedächtnis vieler Menschen scheinen Wiesen mit tausenden von großen Blüten zu existieren. Liegt es an den Biene-Maja-Filmen aus der Kindheit mit einem üppigen Blütenflor? Oder liegt es an den Werbefotos auf Saatgutpackungen oder an der Werbung für Milchprodukte und Kräuter-Bonbons?
Die naturverträglich bewirtschafteten Wiesen im norddeutschen Tiefland sind relativ Artenarm und nicht zu vergleichen mit den Alpenwiesen aus der Käsewerbung. Artenreiche Wiesen sind selbst im Alpenraum durch die Intensivierung der Landwirtschaft selten geworden. Artenreiche Trockenrasen findet man fast nur noch in Naturschutzgebieten. Gedüngte Fettwiesen sind fast Kräuterfrei.
Wenn man in Norddeutschland eine Wiese anlegt und alles richtig macht, den Boden gut vorbereitet und die Saat gut anwalzt, werden sich trotzdem aus einer Saatmischung nur sehr wenige Arten durchsetzen. Auch bei der Verwendung von Regional-Saat wird nicht alles keimen.
Auf einer Feuchtwiese mit Hochstaudenflur nahe Barmstedt wurden 78 Pflanzenarten kartiert. Die Blüten der krautigen Pflanzen sind Teilweise sehr klein und werden von botanischen Laien gar nicht wahrgenommen. Biene Majas Wiesen gibt es hier nicht. Aber auch die ganz winzigen Blüten werden von Insekten angeflogen und bestäubt.
Recht guten Erfolg erzielt man mit Saatgut für Buntbrachen, Blühstreifen und Wildäcker, die von Landwirten und von der Jägerschaft verwendet werden. Es werden Kultursaaten (ohne Grasanteil) verwendet. Diese Blühflächen sind keine Wiesen. Eine Wiese ist eine grasbewachsene Fläche, die bei guter Pflege immer blütenreicher wird. Blühflächen bieten zeitweilig Nahrung und Schutz für viele Tiere. Sie müssen aber nach 2-3 Jahren wieder neu eingesäht werden. Sie sind also nicht nachhaltig.
In den Schmetterlings-, Bienen- und Insektenmischungen aus dem Gartencenter sind vorwiegend einjährige Kultur-Saaten von Pflanzen, die in aller Welt beheimatet sind. Die Blüten sind hübsch anzusehen für den Menschen. Insekten bieten sie erst im Sommer und Herbst Nahrung. Frühblüher sind nicht vorhanden. Einige Arten vermehren sich durch Saat, wenn man nach der Samenreife mäht, das Mähgut ausschüttelt und von der Fläche entfernt. Auch diese Flächen müssen meist nach 2-3 Jahren neu eingesäht werden.
Blühflächen bieten unseren heimischen Pflanzen und Tieren keinen Lebensraum und sind kein Ersatz für das Ökosystem Wiese, zu dem auch ein reiches Bodenleben mit Pilzen, Flechten und Mikroorganismen gehört.
Text und Fotos: Monika Lohmann